Dr. rer. nat. Kristin Wächter (Biologin)
Bereits vor Beginn des Projektes Backwaren als Functional Food beobachteten die Forschenden um Projektleiter Prof. Dr. Andreas Simm am Universitätsklinikum Halle, dass die Kruste des handelsüblichen Frühstücksbrotes eine antioxidative Wirkung in bestimmten Zellen des menschlichen Körpers hervorrufen kann. Oxidativem Stress wird in der aktuellen Forschung eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Alzheimer und anderen altersbedingten Erkrankungen zugeschrieben. Vor diesem Hintergrund startete im Frühjahr 2016 die Biologin und Absolventin der Martin-Luther-Universität Dr. Kristin Wächter als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsabteilung der Herzchirurgie damit, empirische Belege für die Ausgangshypothese zu finden. Hierfür gelang es ihr den Aktivierungsvorgang von zellschützenden Enzymen bereits erfolgreich anhand eines von ihr entwickelten Zellkultur-Modells nachzuweisen. Nun wollen sie und ihr Team dies in der nächsten Projektphase am Maus-Modell und darauffolgend in einer Ernährungsstudie mit Bewohner*innen einer Senioreneinrichtung testen.
Das Frühstücksbrot als Schutz vor Erkrankungen im Alter
Parallel dazu möchte das Projektteam die standardisierte Produktion von Backwaren mit dem Backwarenhersteller „Korn Liebchen“ aus der Region strategisch angehen, um den Zusammenhang zwischen den Produktionsprozessen, den Backzutaten und der antioxidativen Wirksamkeit der Kruste des Backerzeugnisses zu untersuchen. Auf diese Weise wird einerseits so austariert, wie eine serielle Produktion von Backwaren erfolgen kann, um möglichst hohe Effekte sicherzustellen. Zum anderen soll geprüft werden, ob sie als Nahrungsergänzungsmittel zum Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter z.B. in der ersten Krankheitsphase von Demenz eingesetzt werden können. Mit dieser Zielsetzung, so Kristin Wächter, ist das Projekt anschlussfähig für weitere, interdisziplinäre Forschungsvorhaben, die sich mit den Herausforderungen der demografischen Alterung in Sachsen-Anhalt auseinandersetzen. Zurzeit betreut Kristin Wächter eine Doktorandin und arbeitet eng mit der Verbund-Nachwuchsforscherin Dr. Anne Kummer zusammen, die für die Entwicklung eines Testverfahrens zur Demenz-Frühdiagnostik (ebenfalls unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Simm) mit ihr am Institut forscht.
Familie und Wissenschaft geht zusammen
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt für die alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter kein Problem dar. Sie empfindet dies im Vergleich als großes Privileg. So habe sie „das Glück, wirklich auch (…) den Kopf frei zu haben für wissenschaftliche Fragestellungen“. Nach wie vor sei die Diskriminierung von Frauen bzw. Eltern auf dem Arbeitsmarkt auch in der Wissenschaft ein großes Thema. Dies setze Frauen häufig so unter Druck, dass sie sich aus Angst vor schlechteren beruflichen Perspektiven gegen ein Kind entscheiden. Eigentlich, so bekennt sich Kristin, sei es beschämend, dass es nach wie vor noch nicht gelungen ist, diese Muster zu überwinden. Die Frau habe immer noch zu kämpfen. „Aber (.) das ist okay. Ich stell mich dem Kampf. Ja, ich würde vielleicht auch gerne andere unterstützen, die vielleicht nicht so viel Kraft haben (…)“. Die engagierte Jungforscherin kann sich für ihre berufliche Zukunft vorstellen, in der universitären Forschung zu bleiben und die akademische Karriere voranzutreiben.